Der Krieg hatte in den Niederlanden eine Spur der Verwüstung hinterlassen. In den Küstengebieten der Provinzen Holland und Zeeland wurden 15.000 Häuser abgerissen und 300.000 Einwohner vertrieben. Große Teile der westlichen Niederlande stehen unter Wasser. Um die Ableitung all dieses Wassers zu ermöglichen, werden zunächst die Schleusen des Abschlussdeiches repariert. Die Schleusenwinden waren von den Deutschen zerstört worden. Hohe Priorität hat die Wiederaufnahme der Nahrungsmittelproduktion in allen Überschwemmungsgebieten.
Watteninseln intakt
Abgesehen von Texel haben die Watteninseln den Krieg nahezu unbeschadet überstanden. Natürlich müssen noch Minen und eine Menge Stacheldraht entfernt werden, doch sobald das erledigt ist, können die ersten Touristen wieder willkommen geheißen werden.
Abriss von Bunkern der Nordbatterie auf Texel durch die Firma Daalder aus Alkmaar. Das Bohren und Anbringen von Sprengstoff wurde von der Firma Kruk aus Beverwijk übernommen.
Delfzijl und Umgebung
In Delfzijl und Umgebung, auf Texel und natürlich in Den Helder gibt es noch viel zu tun, bis die Kriegswunden verheilt sind. In Den Helder beginnt der Wiederaufbau mit dem Bau von sogenannten österreichischen Häusern (Fertigbau) in Huisduinen und dem Wiederaufbau von Oud Den Helder. Die Frage war jedoch, ob die Marine nach dem Krieg überhaupt noch in die Stadt zurückkehren würde. 1948 fällt die definitive Entscheidung dafür und kann der Ausbau Den Helders in Betracht gezogen werden. In Nieuw Den Helder werden Nothäuser gebaut, die auch nach siebzig Jahren und einer gründlichen Renovierung noch immer bewohnt werden.
Abbruch Atlantikwall
In diesem Zeitraum wird auch mit dem Abbruch des Atlantikwalls begonnen. Die Bunker sind schließlich verhasste Überreste einer dunklen Periode. Diese Erinnerung, darin ist man sich einig, kann besser gelöscht werden. Die Niederländer blicken nicht zurück, sondern voller Zuversicht in die Zukunft. An einigen Orten stehen die Bunker auch den wasserbaulichen Küstenschutzmaßnahmen im Weg. Viel Beton fällt in dieser Zeit dem Abbruchhammer zum Opfer, aber noch häufiger wird Sprengstoff eingesetzt. Nach der Sturmflut des Jahres 1953 sacken viele der in den Dünen errichteten Bunker weg und landen am Strand. Dort werden sie abgerissen.
Die 50er und 60er Jahre
Doch in den 50er und 60er Jahren können die Kinder und Jugendlichen noch immer in den Überresten einer einst starken Verteidigungslinie spielen. Nicht nur niederländische Jungen und Mädchen entdecken die spannenden Gebäude der jüngeren Vergangenheit. Auch die deutsche Jugend kommt mit den Bunkern ihrer Elterngeneration in Berührung.
Kinder spielen auf dem Radargerät Freiburg II. (Vlieland)
Nach 1950
Nach 1950 kommen die ersten deutschen Touristen wieder an die Küste und auf die Inseln. Zunächst nur vereinzelt, doch bald in ganzen Scharen. Als ob es nie anders gewesen wäre. Im Küstengebiet fand man das - verständlicherweise - erst etwas befremdlich. Doch wie der Schulleiter von Petten, dem Dorf, das im Krieg dem Erdboden gleichgemacht worden war, es ausdrückte: Sie haben das Dorf vernichtet. Jetzt sollen sie sich auch an den Kosten des Wiederaufbaus beteiligen. Und das ist gelungen.
Ferienhäuser nördlich von Nes. Auf der Ansichtskarte ist linksoben ein Bunker zu sehen, der als Ferienhaus eingerichtet wurde. (Ameland, 29. Juni 1948)